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Mac-Hardware und Webcamvergleich

Eine Sache, die mir seit einigen Wochen im Kopf herumschwirrt: Apple und Hardware. Und Webcams, gerade die waren der Auslöser.

Apples Hardware wird ja viel gelobt, zehrt aber eher von dem Ruf, den sich Apple in den frühen 10er Jahren erworben hat. Ich habe in den vergangenen Jahren mehrfach schon den Kopf schütteln müssen, wie lausig teilweise die Qualität ist (Tastatur, Netzteil).

Auf der anderen Seite gibt es Komponenten, die herausragend sind, die ich auch einmal erwähnen muss:

  • Das Trackingpad, Touchpad, wie auch immer ihr es nennen wollt. Es reagiert präzise und Klicks werden eigentlich immer akzeptiert. Die Multitouch-Funktionen sind zwar eher eine Softwareangelegenheit, aber sie sind tadellos umgesetzt.

  • Die Lautsprecher. Nicht, dass ich damit eine Party beschallen wollen würde, aber Sprache und Musik kommen klar, ohne zu klirren, ohne deutlich erkennbare Fehler im Frequenzverlauf. Üblicherweise gebe ich nichts auf Lautsprecher in Laptops, weil sie meist einfach Mist sind. Bei dem Macbook Pro 2015, was ich seit Februar nutze, sind sie ihren Aufgaben komplett gewachsen.

  • Das Mikrofon. So oft lese ich von miesen Mikros bei Webcams, dass ich tatsächlich sehr angenehm angetan davon bin, dass das Mikro vom Macbook mehr als nur brauchbar ist.

  • Zu guter Letzt die verbaute Webcam. Ich habe hier ein Sammelsurium an verschiedenen Laptops von Lenovo und Dell sowie auch eine externe Logitech. Alle stinken sie ab gegenüber der Apple-Webcam. Ich dachte, es könne ja nicht so schwer sein, eine gute Webcam nachzukaufen (die Logitech C720 habe ich vor gefühlt 10 Jahren für 30€ gekauft). Pustekuchen. Kleine Kameramodule von sehr brauchbarer Qualität werden zu hunderten Millionen in Smartphones verbaut, aber der Markt für Webcams ist überschwemmt von billigen Chinawebcams und wird dominiert von … Logitech. Besagte C720 ist im Vergleich zur Macbook-Webcams Mist. Bei WMDE haben wir zwei Logitech Meetup in Betrieb genommen, die bei Tageslicht ganz brauchbar sein mögen, aber nur einen digitalen Zoom bieten (für an die 1000€!), wo dann alles recht matschig aussieht. Immerhin 4k, aber so recht hat mich Logitech nicht überzeugt. Aber es gibt kaum andere Anbieter.

Also habe ich mich auf das Abenteuer "unbekannte Hersteller" eingelassen und mir eine "Papalook Webcam HD 1080p" bestellt.

Nach den ersten Tests habe ich sie wieder eingepackt und bei Amazon die Rücksendung beauftragt. Dann stolperte ich über Rezensionen, die der Kamera eigentlich gute Leistung quittierten. Also wieder ausgepackt und an den Parametern gedreht. Und siehe da!: Mein ursprüngliches Problem, dass die Kamera nur 5fps bei Full-HD liefert, lässt sich beheben, wenn ich von der Kamera ein anderes Farbmodell anfordere.

Jetzt waren in OBS die Farben aber immer noch sehr blass und meine Stirn komplett weiß. Aber durch ein bisschen Googeln stieß ich auf einen Artikel, wo die möglichen Parameter (nicht spezifisch Papalook) mal ein wenig erklärt werden. Belichtungskorrektur runter, Helligkeit rauf, Weißabgleich für Kunstlicht einstellen, und das Bild sah gleich deutlich besser aus.

Durch noch ein bisschen mehr Finetuning habe ich dann ein recht ansehnliches Bild bekommen.

Apple, so scheint mir, hat einfach mal sehr gute Voreinstellungen für die technisch immer noch bessere Webcam mitgeliefert. Soll mir recht sein.

Unter Linux muss ich halt ein wenig mehr Hand anlegen. Skeptisch hatte mich gemacht, dass guvcview (Gnome (oder GTK) UVC Viewer (UVC steht für USB Video Class, eine generische Schnittstelle, um Videogeräte per USB zu verbinden)) ein besseres Bild anzeigte als OBS. Und es waren eben besagte Parameter, an denen ich schrauben musste. Jetzt klappt es auch mit dem Chroma-Key und dem Greenscreen.

Die im Laptop verbaute Webcam wirkt auch bei direkter Kontrolle der Bildparameter matschig und als hinge ein Grauschleier davor.

Meine Lehre jedenfalls ist, dass Apple nicht unbedingt überteuerte Hardware anbietet. Sie bieten Hardware an, wo keine Komponente nur mitgeliefert wird, um eine Checkbox auf der Featureliste abzuhaken. Ich persönlich würde mir ja wünschen, dass mehr Hersteller darauf verzichten, Alibi-Hardware zu verbauen.

Übrigens habe ich es auch mit meinem Handy probiert. Aufmerksame Leser*innen wissen ja, dass ich ein Pixel 3a habe, was dank Google mit die beste Bildqualität liefert. Warum nicht deren Bild anzapfen und als Webcam nutzen? Klar doch: IP Webcam installiert und gestartet, Stream in OBS eingebunden … die Qualität war nochmal deutlich besser als die von Apple-Hardware, keine Frage. Bei meinem ersten Versuch schaltete sich das Handy nach einer halben Stunde ab wegen Überhitzung. Das konnte ich beheben, indem ich es ohne Hülle im Stativ betrieb. Das Stativ allerdings klemmte immer irgendwelche Tasten – die Kamera konnte ich damit nicht mittig im Lichtring ausrichten. Kein Beinbruch, nur halt nicht schön. Schlimmer ist, dass die IP-Verbindung zwischen Laptop und Smartphone nicht reibungslos lief. Schon beim zweiten Einsatz ließ sich der Streamserver auf dem Smartphone nicht mehr finden, so dass meine OBS-Konfiguration ins Leere lief. Für mich war das Anlass, mich mal nach guten, externen Webcams umzuschauen. Aber der Markt ist sehr unübersichtlich. Ich muss mir keine Webcam kaufen, die nur marginal besser als die im Laptop verbaute ist. Mit der Neuanschaffung kann ich zumindest wieder halbwegs meinen Spaß an der nächsten Videokonferenz haben.

Was ich mir wünschen würde: Wenn Webcam-Hersteller einfach mal die Kamera-Hardware von zumindest ordentlichen Smartphone-Kameras verbauen würden. Muss ja nicht gleich Huawei-P30-Niveau sein. Ich fürchte aber, ohne die Nachbearbeitung durch die Software liefern auch deren Kameras nur mäßige Ergebnisse. Logitech und Co. liefern ja für Windows (und manchmal auch macOS) Software mit, die das Kamerabild nachbearbeiten. Als Linux-Nutzer stehe ich ohne da und muss selbst Hand anlegen. Spätestens wenn es allerdings um machine learning und KI bei der Bildaufbereitung geht, ist da jedoch bislang Schluss.


Anlass ist übrigens Rollenspiel via Zoom.

"Aber Masin, wenn die Apple-Webcam so toll ist, warum nimmst du dann nicht den Laptop?"

Für mein Privatvergnügen möchte ich nicht Zoom auf meinem Arbeitsgerät installieren, da Zoom in der Vergangenheit durch grobe Patzer gerade unter macOS aufgefallen ist. Immerhin hat die öffentliche Aufmerksamkeit in den vergangenen Monaten dazu geführt, dass Zoom schon kräftig nachgebessert hat. Ich würde gerne auf Zoom verzichten, aber meine Spielrunde hat sich darauf eingeschossen.


Auf Facebook kommentierte dann ein Leser, dass ich ja eine semiprofessionelle Kamera per HDMI einbinden könne.

Auch das war eine Überlegung zwischendurch, eine reguläre Kamera zu benutzen. Da gibt es grundsätzlich ja zwei Ansätze.

Ich erinnere mich, wie ich irgendwann um 2005 herum mal einen Skype-Testanruf bei einem Freund gemacht habe, ob er mich hören könne. Ging, aber er entschuldigte sich, dass er kein Headset und auch kein Mikro da habe. Merkwürdigerweise hörte ich trotzdem Tastenklappern und Atmen. Stellte sich heraus, dass sein Camcorder, der per Firewire angebunden war, sein Mikro direkt dem Betriebssystem angeboten hat. Bild hatten wir nicht probiert, aber wir waren sehr erstaunt, dass das überhaupt ging.

Der erste Ansatz wäre also, die Kamera per USB anzuschließen und die Signale auf dem Weg abzugreifen. Wir haben hier noch eine alte Kompaktknipse, mit der ich das probiert habe, aber ohne Erfolg. Ich erinnerte mich, dass Darktable zur Steuerung von Digitalkameras genutzt werden kann, und recherchierte mal, wie die das machen und welche Unterstützung es da gibt. Darktable nutzt libgphoto2, und libgphoto2 hat eine sehr praktische Seite der unterstützten Kameras und ihrer Features. Ich kann davon ausgehen, dass ich eine Kamera brauche, wo "Liveview" vermerkt ist. Zwar bieten immer mehr Hersteller Software an, um ihre Kameras als Webcam nutzen zu können, aber die Firmware der Kamera wird das wohl überhaupt anbieten müssen. Ich gehe davon aus, dass das so semi-standardisiert ist und die Liste ziemlich erschöpfend ist. Nur falls jemand eine Entscheidungshilfe braucht.

Vor der neuen Webcam hatte ich billig in einem Sonderangebot eine kleine 4k-Actioncam von Crosstour erworben, eben in der Erwartung, dass da ein Liveview möglich sei (ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nix von o.g. Tabelle). Aber die ausgelieferte Firmware hat das Feature nicht mehr, obwohl es noch in der Anleitung steht, glaube ich. Zumindest in Anleitungen, die man online noch herunterladen kann. Es gibt über Umwege eine alternative Firmware, aber sie erlaubt nur HD-Betrieb als Webcam (720p). Sie spannt aber ein Wifi-Netz auf, wo dann das Kamerabild als Stream abzugreifen ist. Das stellt mich nur vor das Problem, gleichzeitig in zwei WLANs zu sein. Für mich ist das nicht praktikabel. HDMI-Anschluss hat sie auch noch – das wäre noch eine Möglichkeit.

Und damit kommen wir zum zweiten Ansatz, den mein Leser auch vorschlug, eben das Kamerabild per HDMI zu capturen. Die dafür notwendige Capturecard habe ich bislang nur so ab 70€ gesehen, empfohlen wird aber wohl Elgatos Camlink ab ca.130€. Ich habe bei Amazon gerade Capture-Sticks ab 14€ gesehen. Für den Preis probiere ích das mal aus. Wahlweise mit der Actioncam oder mit der Kompaktknipse, wobei ich nicht weiß, ob sie HDMI ausspuckt, ich glaube aber schon. Sollte das gehen, würde es meine Optionen zumindest deutlich ausweiten.

Mittlerweile verfolge ich das Vorhaben ja hauptsächlich nur noch aus Spaß an der Freude, nicht um Ergebnisse zu erzielen.

Ich hatte gestern mal wieder meinen Dell-Laptop Latitude E6430 angeworfen und dachte mir, ich schau mir dessen Kamerabild nochmal an. Eigentlich hatte ich ihn deswegen nicht benutzt, weil er doch nicht das stärkste Pferd im Stall ist (Intel Core i5-3230M CPU @ 2.60GHz). Es ist gerade Abend, Katja hat das Licht da angemacht, wo wir üblicherweise unsere Remote-P&P-Runde aussitzen – die Lichtverhältnisse sind vergleichbar.

So schlecht ist die Webcam da tatsächlich nicht, wie ich sie oben beschrieen habe. Vermutlich weil es ein Businessgerät ist.

Ich nutzte die Gelegenheit und habe mal alle anderen verfügbaren und in Frage kommenden Gerätschaften durchgetestet:

Beispielbild Dell Latitude E6430

Dell Latitude E6430

Beispielbild Apple Macbook Pro 2015

Apple Macbook Pro 2015

Beispielbild Logitech HD C720

Logitech HD C720

Beispielbild Papalook HD 1080p

Papalook HD 1080p

Beispielbild Crosstour Actioncam 4k

Crosstour Actioncam 4k

Leicht andere Perspektive, da ich meinen Platz auf dem Sofa in der Zwischenzeit räumen musste. Für eine 720p-Kamera ist das Bild eigentlich nicht soooo schlecht. Nachteil ist natürlich, dass es sich um eine Fix-Fokus-Kamera handelt, andererseits ist der Fokusbereich groß genug, will ich meinen. Gewöhnungsbedürftig ist der Kisseneffekt wegen Weitwinkellinse.

Beispielbild Lenovo Ideapad Y700

Lenovo Ideapad Y700

Beispielbild Lenovo Ideapad U330p

Lenovo Ideapad U330p

Erstaunlich finde ich, dass die Webcam besser ist als die vom Y700, was mehrere Jahre später auf den Markt kam. Trotzdem nur vorletzter Platz in meinem persönlichen Ranking.

Beispielbild Lenovo Thinkpad X230

Lenovo Thinkpad X230

Von den Lenovo-Laptops zeigt das X230 definitiv die beste Qualität, gleichauf mit dem Macbook, wenn auch mit weniger intensiven Farben.

Beispielbild Google Pixel 3a Frontkamera

Google Pixel 3a Frontkamera

Es gibt kein Szenario, in dem diese Kamera zum Einsatz kommen würde fürs gemütliche Rollenspiel per Videokonferenz. Sie ist nur der Vollständigkeit halber aufgeführt. Man beachte, dass sie besser ist als praktisch jede integrierte Laptop-Webcam in einem Smartphone, dass bei Markteinführung für 400€ über den Ladentisch ging.

Beispielbild Google Pixel 3a Hauptkamera mit Google Kamera-App aufgenommen

Google Pixel 3a Hauptkamera

Ohne Blick auf den Monitor ist es ganz schön schwer, sich selbst zu knipsen. Hat für den ersten Versuch aber ganz ordentlich funktioniert. Ich denke, die Bildqualität spricht für sich, warum ich versucht habe, sie als Webcam einzuspannen.

Beispielbild Lenovo Tab4 10plus

Lenovo Tab4 10plus

Hier sieht man, dass Lenovo nicht nur schlechte Kameras verbaut. Sie ist vielleicht nicht wirklich gut, aber im Vergleich zu den Laptop-Webcams ein echter Augenöffner. Die Teilnahme an der Videokonferenz mit dem Tablet ist aber eher unkomfortabel für zwei Personen. Dafür ist das Display dann doch zu klein. Außerdem lässt sich das Tablet in seiner Hülle nur begrenzt ausrichten.

Beispielbild Apple iPhone 8 Frontkamera

Apple iPhone 8 Frontkamera

Beispielbild Apple iPhone 8 Hauptkamera

Apple iPhone 8 Hauptkamera

Beispielbild Sony Playstation Eye

Sony Playstation Eye

Die Kamera ist alt. Sie meldet sich ja nicht mal als UVC-Gerät und braucht ein eigenes Kernelmodul. Aber sie schafft hohe Bildraten (60 Hertz).

Mir ist noch zusätzlich ein Thinkpad in die Hände gefallen, das ich heute Abend mal testen kann, wenn die Lichtverhältnisse wieder vergleichbar sind. Außerdem habe ich ja noch mein Arbeits-iPhone, das ich zwar nie dafür verwenden würde, aber welches ich durchaus der Vollständigkeit einmal mit aufführen kann. Meine alten Nexusse (Nexen? Nexi?) und das Oneplus One werde ich mir aber ersparen.

Der billige USB-HDMI-Capture-Stick kommt heute. Ich mache mich dann mal auf die Suche nach dem Ladegerät. Die Beispielbilder werde ich oben nachreichen, weitere Gedanken hänge ich ggf. als Update markiert ans Ende des Beitrags.

Update 2020-10-29 19:00 Uhr

Mit dem Bild des Thinkpads würde ich ja sagen, die Grenze zwischen grottigen und akzeptablen Webcams verläuft zwischen Consumer- und Business-Geräten, wie auch bei vielen anderen Merkmalen. Die Erweiterbarkeit und Reparierbarkeit von Consumer-Geräten ist gegenüber Business-Geräten immer nachrangig. Die Bildschirme von Business-Geräten sind für längere Arbeitszeiten vorgesehen und nicht für den schnellen Reiz bei der Ausstellung in der Computerabteilung. Ich könnte mir noch die Mühe machen und mein HP-Compaq-Netbook aus der Schublade holen, aber allein die Vorstellung, den Bootvorgang zu durchstehen bereitet mir körperliche Schmerzen – ich gehe mal davon aus, dass die Webcam darin nur dem Haken auf der Featureliste diente.

Eigentlich punkten Consumer-Geräte nur bei einem Punkt: dem Preis. Gerne in Verbindung mit vermeintlich in harten Zahlen ausgedrückten Merkmalen wie Takt oder Massenspeicher. Ich rate schon seit Jahren dazu, lieber ein gebrauchtes Business-Gerät letzter oder vorletzter Generation zu kaufen statt eines neuen Consumer-Geräts. Viele nicht so offensichtliche Merkmale machen deren Benutzung und Besitz um einiges angenehmer.

Ich will nicht verschweigen, das gebrauchte Business-Geräte womöglich doch den einen oder anderen Nachteil haben dürften. So werden sie wahrscheinlich dicker oder schwerer sein, der Akku wird Alterungsspuren aufweisen, und überhaupt kann eine CPU der letzten oder vorletzten Generation und ihre dazugehörige Hardware stromhungriger sein.

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